Zehetner BABY (1946)
Sammlung Zehetner
BABY
(1946)


ist ein


3 Röhren Allstrom-Geradeausempfänger für Mittelwellen




Röhrenbestückung: 3 CF7 (NF2)
Stromverbrauch: zirka 45 Watt
Abmessungen: 140 x 175 x 255 mm
Gewicht: zirka 3,25 kg (einschließlich Verpackung)

 Preis ohne Röhren:  ATS   320,--



Sonderdruck aus Heft 6 (Oktober 1946) der Zeitschrift "RADIOTECHNIK"

BAUANLEITUNG

BABY A l l s t r o m - K l e i n e m p f ä n g e r


D r e i R ö h r e n .....N F 2 (C F 7)

Der Selbstbau von Empfängern bildet derzeit noch die einzige Möglichkeit um rasch zu einem Empfangsgerät zu kommen. Mit einiger Geduld und Findigkeit lassen sich bereits alle hierfür benötigten Einzelteile beschaffen. Trotzdem ist es aber nicht immer möglich, genau den vorgeschriebenen Teil zu erhalten und das erfolgreiche Arbeiten setzt daher unter diesen Umständen erhebliche Kenntnisse und ein kritisches Urteilsvermögen des Erbauers voraus.

Um aber auch dem Amateur mit geringerer Vorbildung den Nachbau eines guten Kleingerätes zu ermöglichen und das zeitraubende Zusammensuchen der Einzelteile zu ersparen, wurde ein kompletter Baukasten für das folgende beschriebene Gerät in den Handel gebracht, der alle Einzelteile einschließlich Empfängergehäuse, Lautsprecher, Röhren und vorgebohrtem Chassis enthält.

Ausgangspunkt der Konstruktion bildet ein handelsübliches Lautsprechergehäuse mit eingebautem permanentdynamischen Kleinlautsprecher samt Ausgangstransformator* (*Siehe RADIOTECHNIK, Folge 4/5, 1946, Seite 268). Links und rechts vom Lautsprecher wird in das Gehäuse je ein kleines Metallchassis eingebaut, von denen das eine den kompletten Empfänger einschließlich Abstimmkreis, das zweite den Netzteil sowie den Regler für die Rückkopplung enthält.

Die Schaltung

Der zweistufige Empfänger enthält an erster Stelle eine als Rückkopplungsaudion geschaltete Pentode, an zweiter Stelle die gleiche Röhre als Endverstärker. Auch zur Gleichrichtung des Netzstromes des in Allstromausführung gebauten Gerätes ist die selbe Röhrentype verwendet. Bei allen Röhren handelt es sich um eine indirekt geheizte Pentode für Serienheizung.

Die wichtigsten Daten der Röhre seien nachstehend zusammengestellt:

Pentode NF 2 (CF 7)

Heizspannung.......................12,6 V
Heizstrom…….............0,195 A (195 mA)
Anodenspannung..................250 V
Schirmgitterspannung...........100 V
  Gittervorspannung................- 2V
Anodenstrom.......................3 mA
Steilheit................................2,2 mA/V
Innenwiderstand.................1,8 MOhm

Diese Daten beziehen sich auf die Verwendung der Röhre als Hochfrequenzverstärker. Bei Verwendung der Röhre als Audion liegt natürlich keine Gittervorspannung an der Röhre. Der Anodenwiderstand in Widerstandskopplung beträgt zirka 0,2 MOhm, der Schirmgittervorwiderstand 0,5 - 0,6 MOhm. Als Endverstärker geschaltet, lässt sich mit dieser Röhre eine Ausgangsleistung von 0,4 W entnehmen, die für eine gute Zimmerlautstärke vollkommen ausreicht. Die Schirmgitterspannung wird dabei auf den Wert der Anodenspannung erhöht. Die Gittervorspannung soll zirka -3V betragen; dabei stellt sich ein Anodenstrom in von zirka 6mA ein** (**siehe auch RADIOTECHNIK, Folge 4/5, 1946, Seite 250).

Der Schwingungskreis ist für die Aufnahme des Mittelwellenbereiches bemessen und enthält einen Abstimmungskondensator C3 (Ausführung mit festem Dielektrikum) und die Gitterkreiswicklung einer Eisenkernspule. Die Antenne ist direkt an das gitterseitige Ende des Abstimmkreises über einen Kondensator C2 mit 30 bis 50 pF angekoppelt. Durch Serienschalten eines zweiten Kondensators gleicher Größe C1 kann eine losere Ankopplung gewählt werden (Antenne an A2). Diese beiden Kondensatoren sind direkt an der Spulengruppe angebracht. Der Gitterkondensator und der Gitterableitwiderstand sind innerhalb der Gitterkappe der ersten Röhre montiert und dadurch abgeschirmt. Die Zuleitung zur Gitterkappe ist nicht mehr brummempfindlich und braucht nicht mehr in Abschirmkabel verlegt zu werden. Zur Entdämpfung enthält die Spule eine Rückkopplungswicklung; der durch diese fließende Hochfrequenzstrom wird durch einen Widerstand R8 geregelt. Parallel zum Rückkopplungskreis liegt eine kleine Ableitkapazität C7 mit 80 bis 150 pF, die ein gleichmäßiges Arbeiten der Rückkopplung über den Abstimmbereich sichert. Die Endstufe ist in Widerstandskapazitätskopplung an das Audion angeschlossen. Wie schon erwähnt, erhält die Röhre die volle Anodenspannung am Schirmgitter. Im Anodenkreis ist die Primärwicklung des zum Lautsprecher passenden Ausgangstransformators geschaltet. Obwohl der Transformator für 7 kOhm Anpassungswiderstand bemessen ist und die Röhre 40 kOhm benötigen würde, ergibt sich in der Praxis sowohl eine gute Wiedergabe als auch eine ausreichende Lautstärke. Allerdings ist eine Klangkorrektur durch die Parallelkapazität C10 mit 10.000 bis 30.000 pF nötig, damit ein zu starkes Hervortreten der hohen Tonfrequenzen zufolge der Unteranpassung vermieden wird.

Die Ausführung des Netzteiles gestattet es, den Empfänger an Gleich- oder Wechselstromnetze von 220 oder 110 V Spannung anzuschließen. Der Netzstrom gelangt über den Netzschalter S und den Vorschaltwiderstand R10 in die in Serie geschalteten Heizfäden und fließt vom Heizfaden des Audions zum zweiten Netzpol zurück. Die Größe des Vorschaltwiderstandes R10 beträgt für 220 V Netzspannung 910 Ohm bei einer Belastungsfähigkeit von 40 W. Für den Anschluß an 110 V werden von diesem Widerstand zirka 560 Ohm kurzgeschlossen. Natürlich ist durch entsprechende Wahl des Anzapfpunktes auch die Einstellung des Gerätes für andere Netzspannungen, z.B.150 V, möglich. Auf diese Weise werden die Heizfäden aller drei Röhren mit dem vorgeschriebenen Heizstrom versorgt.

Schaltplan vergrößern

Nach dem Netzschalter S zweigt die Zuleitung zur Gleichrichterröhre ab. Mit dieser Leitung ist die Anode der Röhre, das zweite und dritte Gitter direkt und das erste Gitter über einen Schutzwiderstand R11 verbunden. Bei direktem Anschluss des ersten Gitters würde der größte Teil des Stromes zum ersten Gitter fließen, und dieses würde auf Kosten der übrigen Elektroden der Röhre zu hoch belastet werden.

Die Anodenspannung wird in voller Höhe der Anode und dem Schirmgitter der Endröhre zugeführt. Vor dem Anodenwiderstand der Vorröhre liegt eine weitere Widerstandssiebkette R6 mit etwa 50 kOhm und der nachfolgenden Überbrückungskapazität C6 mit 0,1 µF. Bevor sich die Emissionsströme beider Röhren zum negativen Pol (Netzleitung) schließen, durchfließen sie den Widerstand R2 und erzeugen an diesem die Gittervorspannung für die Endröhre, deren Kathode an der negativen Bezugsleitung der Schaltung liegt. Die Gittervorspannung gelangt über eine Beruhigungskette (R3 mit 0,1 MOhm und Überbrückungskapazität C9 mit 0,1 µF) zum Fußpunkt des Ableitwiderstandes R7. Die Werte für diese Siebkette sind so gewählt, dass eine Kompensation des restlichen Netztones eintritt.

Materialzusammenstellung:

C3.....Drehkondensator, 500 pF
R8.....Potentiometer, 0,1 MOhm, log.

K o n d e n s a t o r e n :

C1 .........30 - 50 pF.
C2 .........30 - 50 pF.
C4 .........80 - 120 pF.
C5 .........0,1 MF.
C6 .........0,1 MF.
C7 .........80 - 150 pF.
C8 .........10.000 - 25.000 pF.
C9 .........0,1 MF
C10 .......10.000 - 30.000 pF.
C11 .......100 pF.
C12 .......8000 - 15.000 pF, 1000 V.
C13 .......6-10 MF 300 - 500 V.
C14 .......6-10 MF 300 - 500 V.

W i d e r s t ä n d e:

R1 .........0,8 - 1,5 MOhm, 0,25 W.
R2 .........500 - 550 Ohm, 0,5 W.
R3 .........0,1 MOhm, 0,25 W.
R4 .........0,5 - 0,6 MOhm, 0,25 W.
R5 .........0,2 MOhm, 0,25 W.
R6 .........0,04 - 0,06 MOhm, 0,25 W
R7 .........0,5 - 0,7 MOhm, 0,25 W.
R9 .........1200 - 1500 Ohm, 1 W
R10 .......910 Ohm, 40 W.
R11....... 4000 - 6000 Ohm, ½ W.




1 Gehäuse mit Lautsprecher
1 Spule
3 Röhrensockel
1 Anschlussleiste
1 Gitterkappe
  2 Gitterklemmen
2 Knöpfe
1 Verlängerungsachse
1 Skala
2 Deckscheiben


 

 

Der Aufbau

Bevor mit der Montage des Chassis begonnen wird, wird die Lautsprecherkassette vorbereitet und die Löcher für die Achsen zur Abstimmung und zur Rückkopplung angezeichnet und gebohrt. Um die Skala einsetzen zu können, wird die untere Leiste und die beiden Seitenleisten, die in der Kassette die Lautsprecherwand festhalten, entfernt. Jetzt lässt sich die Schallwand vorsichtig zurückdrücken und die Skala auf der Vorderseite zwischen Schallwand und Gehäuse einsetzen. Zum Anzeichnen der Bohrlöcher wird am Empfängerchassis der Bügel für die Kondensatorbefestigung montiert. Die Löcher werden vorsichtig vorgebohrt, wobei darauf zu achten ist, dass man nicht durch die Seidenbespannung bohrt, sondern das Gewebe an dieser Stelle vorsichtig ausdehnt. Da der Empfänger im Betrieb ziemlich viel Wärme entwickelt, ist durch einige große Löcher im Boden der Kassette der Zutritt von Kaltluft zu ermöglichen.

Am Empfängerchassis (kenntlich durch das Vorhandensein zweier Ausnehmungen für die Röhrenfassungen) wird der Abstimmkondensator montiert, die beiden Topfsockel und die Antennenleiste aufgesetzt. Dann wird das Winkelblech, das den Drehkondensator trägt, gemeinsam mit der Audionspule mittels zweier Schrauben befestigt. In die Abschirmkappe für das Röhrengitter wird der Widerstand R1 und dei Block C4 eingelötet. C4 ist mit dem oberen rechten Lötflügel der Spule zu verbinden., an dem auch der Stator des Abstimmkondensators liegt. Der untere Lötflügel liegt am Rotor und an diesen Anschluss ist die Masse der Gitterkappe anzulegen. Nun können an der Unterseite des Chassis die Einzelteile der Schaltung eingelötet werden. Als Stützpunkt dienen so weit als möglich die Anschlüsse der Röhrenfassungen. Für die Verbindung mit dem zweiten Chassis ist die Masseleitung, die beiden Heizleitungen und die positive Anodenspannungsleitung und die zwei Leitungen für die Rückkopplung, also insgesamt sechs Leitungen erforderlich, für die längere Anschlussdrähte vorbereitet werden.

Am Gleichrichterchassis ist als erstes das Potentiometer für die Rückkopplung aufzusetzen, dessen Achse durch die beigegebene Muffe verlängert wird. Der dritte Topfsockel ist am Chassis zu montieren. Für den Hauptwiderstand sind zwei aufgebogene Blechwinkel vorgesehen, in die der Widerstand, mit den Lötflügeln nach unten gerichtet, eingehängt wird. Nachdem noch der Ausschalter an der Rückwand montiert wurde, können die beiden Elektrolytkondensatoren C13 und C14, die Kondensatoren C11 und C12 und die Widerstände R9 und R11 eingelötet werden. Als letztes wird das Gitter der Röhre über den Schutzwiderstand mittels der Gitterkappe angeschlossen. Nunmehr können die beiden fertiggestellten Chassis durch ihre Verbindungsleitungen zusammengeschaltet werden. Vor dem Einbau ist die Anschlussleiste des Ausgangstransformators einschließlich des niederohmigen Anschlusses abzulöten und zu entfernen. Das Lautsprecheranschlusskabel dient als Netzkabel.

Nunmehr können die Chassis eingebaut werden. Ihre Befestigung erfolgt mittels Holzschräubchen an den Seitenwänden. Der Ausgangstransformator wird angeschlossen, wobei die Enden für 7000 Ohm (weiß und schwarz) benützt werden. Vor dem Anschluss empfiehlt sich eine mehrmalige Kontrolle, ob kein Fehler gemacht wurde und ob alle Lötstellen in Ordnung sind. In der Rückwand werden Ausschnitte für die Antennenbuchsen, das Netzkabel und den Schalter vorgesehen. Dann kann die Rückwand aufgesetzt werden. Über die beiden Bohrlöcher der Lautsprecherwand sind die beiden Deckscheiben aus Superpertinax aufzukleben. Nach dem Aufsetzen und Befestigen der Drehknöpfe ist das Gerät fertig.

Für die Bedienung sei darauf aufmerksam gemacht, dass die Rückkopplung bei Linksdrehen des Rückkopplungsreglers einsetzt. Die Erprobung des Gerätes hat eine erstaunliche Leistungsfähigkeit bei guter Trennung der empfangenen Sender und eine vollkommen ausreichende Lautstärke ergeben. Als Antenne verwendet man am besten die Erdleitung; es genügt aber auch für Ortsempfang eine Behelfsantenne.


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