Baukasten "C" - BOCCACCIO (1947) "U"
- BOCCACCIO (1948) |
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ursprüngliche Kassette
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spätere Luxusausführung
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Röhrenbestückung: | Type U | UCH4, UBL1, UY1 (N) |
Type
C |
CBL1 (od. CL4, CL2) EF9 (od. EF6, EBC3, EF12, EBC11) CY1 (od. CY2) |
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Stromverbrauch: | ca. 30 Watt | |
Abmessungen: | 500 x 270 x 190 mm | |
Gewicht (inkl. Verp.) | ca. 7 kg |
Preis für beide Typen: ATS 1.096,--
(komplettes Baumaterial einschl. Luxus-Kassette, jedoch
ohne Röhren)
Preisliste Nr. 22 / März 1948
Ing. Leo Bergmann
(Konstrukteur der Fa. Zehetner in der Zeitschrift "Radiotechnik"
11/12 - 1947, Seite 531 ff):
BOCCACCIO
Einkreis-Zweiröhren-Allstromempfänger
mit Vollsichtskala und 9-W-Endstufe.
Bedingt durch das viel zu kleine Angebot an
Radiogeräten hat der Selbstbau von Apparaten derzeit besondere Bedeutung
gewonnen. Da die Ausführung von Überlagerungsempfängern wegen
des Mangels an geeigneten Bauteilen und Röhren einerseits und wegen der
für den Aufbau und die Abgleichung notwendigen Erfahrung anderseits noch
Schwierigkeiten macht, werden für den Selbstbau einfache Einkreisempfänger
bevorzugt, deren Aufbau auch bei geringeren Vorkenntnissen mit Erfolg möglich
ist.
Selbst bei normalen Marktverhältnissen
bedingt der Netzteil bei Wechselstromempfängern mit dem erforderlichen
Netztransformator eine ziemliche Verteuerung des Gerätes. Um so mehr trifft
dies heute zu, wo Netztransformatoren wegen des Mangels an Transformatorenblech
und Kupferdraht schwer erhältlich sind.
Mit den heutigen Bauteilen und Röhren ist
ein Allstromgerät gegenüber dem reinen Wechselstromempfänger
nicht mehr im Nachteil, wenigstens so lange es sich um eine Anschlußspannung
von 220 V handelt. Es wurden Endröhren entwickelt, die mit der im Allstromempfänger
erreichbaren Anodenspannung von rund 200 V eine mehr als ausreichende Ausgangsleistung
von mehreren Watt liefern. Die Heizdaten der Allstromröhren wurden so gewählt,
daß die Stromaufnahme bei Serienheizung nicht höher ist als bei Empfängern
mit wechselstromgeheizten Röhren und parallel geschalteten Heizfäden.
Streng genommen trifft dies allerdings nur für die Röhren der U-Serie
mit 100 mA Stromaufnahme zu, während die in dem vorliegenden Gerät
verwendeten Röhren der C-Reihe mit 200 mA Heizstrom einen Heizleistungsverbrauch
von 44 W bei 220 V Anschlußspannung erfordern. Aber auch diese Leistungsaufnahme
ist noch ohne weiteres mit dem Leistungsverbrauch von reinen Wechselstromempfängern
vergleichbar.
Zum Unterschied vom Wechselstromempfänger
erfolgt beim Allstromempfänger bei Wechselstrombetrieb die Gleichrichtung
der Anodenspannung in Halbwegschaltung. Dies bedingt nun für die
gleiche abgegebene Gleichspannung und für dieselbe Welligkeit eine wesentlich
größere Kapazität des ersten Kondensators der Siebkette. Durch
die Entwicklung der Elektrolytkondensatoren, die in den heute üblichen
Abmessungen mit Kapazitätswerten bis zu 50 µF gebaut werden können,
bildet jedoch die Halbwegschaltung keinen Nachteil mehr.
Man wird bestrebt sein, daß das fertige
Gerät nicht nur bezüglich seiner Leistung, sondern auch bezüglich
seines Aussehens einem serienmäßig erzeugten Empfänger möglichst
nahekommt. Für das beschriebene Gerät sind nun die wichtigsten Teile,
für die eine Einzelanfertigung für den Amateur schwer möglich
ist, im Handel erhältlich. Das Äußere eines Empfängers
wird in erster Linie durch seine Skala und das Gehäuse bestimmt.
Für das beschriebene Gerät ist nun eine große Vollsichtskala
mit einer Wellenlängeneichung und mit den wichtigsten derzeit hörbaren
Sendern des Mittel- und Kurzwellenbereiches auf dem Markt. Die Eichung der Skala
ist für einen handelsüblichen Drehkondensator mit Fixdielektrikum
mit 500 pF Endkapazität und eine umschaltbare Spulengruppe für Kurz-
und Mittelwellen durchgeführt. Die verwendete Spulengruppe ist mit dem
Wellenschalter kombiniert. Die Stellungen des Wellenschalters, der außer
für Kurz- und Mittelwellen auch noch eine Stellung für Schallplattenwiedergabe
besitzt, ist auf der Skala gekennzeichnet.
Das wichtigste Problem bei jedem Einkreisempfänger
bietet die Erreichung einer genügenden Trennschärfe. Der Schwingungskreis
selbst läßt sich durch die Rückkopplung auf die höchstmögliche
Güte bringen und es handelt sich nun im wesentlichen darum, die Ankopplung
der Antenne bei verschiedenen Antennenformen und bei verschiedenen Empfangsfrequenzen
möglichst gleichmäßig und so lose zu gestalten, daß ein
möglichst günstiger Kompromiß zwischen Lautstärke, bzw.
Empfindlichkeit und Trennschärfe erreicht wird. Für die Ankopplung
wurde daher das bei größeren Geräten ausnahmslos benützte
Prinzip der hochinduktiven Ankopplung benützt.
Bei Einkreisgeräten wurde die hochinduktive Ankopplung bisher nur selten angewendet, da ihren Vorteilen, das ist die gleichmäßige Übertragung bei verschieden großen Antennen und über den ganzen Wellenbereich, der Nachteil einer entsprechend geringeren Energieübertragung auf den erstenKreis gegenübersteht. Um aber trotzdem die Möglichkeit zu haben, auch mit der üblichen niederinduktiven Ankopplung arbeiten zu können und die Leistungsfähigkeit des Apparates bei geeigneter Antenne voll auszunützen, ist zur Antennenankopplung nicht eine einzige hochinduktive Wicklung benützt. Abgesehen davon, würde eine solche Ausbildung der Antennenspule auch bei der verwendeten allseits geschlossenen Eisenkernspule auf Schwierigkeiten stoßen, weil bei Anbringung der Antennenspule innerhalb des Spulenkernes die Kopplung viel zu fest, bei Anordnung außerhalb der Spule wiederum zu lose wäre. Auf den Wickelkörper der Eisenkernspule ist daher eine Antennenspule mit geringer Windungszahl aufgebracht. Das Ende der Wicklung führt vom Anschluß 2 über einen Verkürzungskondensator zur Antennenbuchse A2. Zum Erhalt einer noch loseren Ankopplung ist eine Anzapfung der Antennenspule an den Anschluß 3 geführt und von da über einen zweiten Kondensator zur Antennenbuchse A3. In Serie mit dieser niederinduktiven Antennenspule liegt nun eine Drossel S1, die die Eigenwelle des Antennenkreises nach dem Prinzip der hochinduktiven Ankopplung auch bei kleinen Antennen über die höchste Empfangswelle verlegt. An die Drossel ist die erste Antennenbuchse A1 angeschlossen. Bei der Umschaltung auf Kurzwellen erfolgt die Antennenkopplung kapazitiv über einen kleinen Kondensator C1, der ebenso wie die Trimmerkondensatoren C2 und C3 mit dem Spulenaggregat zusammengebaut ist.
In der Audionstufe ist eine beliebige steile Hochfrequenzpentode mit 200 mA Heizstrom verwendet, vorzugsweise die Röhre CF 7. Es sind aber mit gleicher Wirksamkeit auch die Röhren der Type NF 2, CF 1, EF 6 oder die Hochfrequenzpentode der Stahlröhrenserie EF 12 verwendbar, die letztgenannte allerdings mit einem abweichenden Sockel. Der Gitterableitwiderstand des Audions ist in zwei Widerstände R1 und R2 unterteilt. An den Verzweigungspunkt wird einerseits die Gegenkopplungsspannung herangeführt, anderseits über den Sperrkondensator C10 bei geschlossenem Schaltkontakt e die Eingangsspannung des elektrischen Tonabnehmers bei Schallplattenwiedergabe. An die Anode des Audions schließt sich zuerst die Kurzwellenspule, nach dieser ist der Rückkopplungskondensator C7 geschaltet, dessen Rotor bei Kurzwellenempfang durch den Schaltkontakt b an Masse gelegt wird, während bei Mittelwellenempfang noch die Rückkopplungsentwicklung der Normalwellenspule eingeschaltet ist. Auf einen Sperrwiderstand R4 für die Hochfrequenz folgt der Arbeitswiderstand R6 der widerstandsgekoppelten Röhre. Die Hochfrequenz wird durch C14 abgeleitet. Die Niederfrequenzspannung gelangt über den Kopplungskondensator C16 an das Lautstärkeregelungspotentiometer R7, an dessen Schleifer das Gitter der Endpentode über einen Schutzwiderstand R8 zur Verhinderung von UKW-Schwingungen angeschaltet ist. Im Anodenkreis der zweiten liegt der Ausgangstransformator, der ebenfalls am Chassis aufgebaut ist. Seine Primärwicklung ist durch einen Kondensator C18 überbrückt. An der niederohmigen Sekundärwicklung des Ausgangstransformators wird die Schwingspule des Lautsprechers angelegt. Gleichzeitig liefert die Sekundärwicklung auch die Gegenkopplungsspannung, die über eine frequenzabhängige Kette, bestehend aus den Kondensatoren C11 und C12 und dem Widerstand R5, an das Gitter der ersten Röhre gebracht wird. Durch einen Schalter ist die Gegenkopplung, die eine Tiefen- und Höhenanhebung ergibt, abschaltbar, so daß der Empfänger ohne Gegenkopplung eine hellere Klangfarbe bekommt, wie es für die Sprachwiedergabe erwünscht ist (Sprache - Musikschalter).
Die Stromversorgung ist in der für Allstromempfänger üblichen Weise ausgeführt. Die Netzspannung gelangt über einen Schutzwiderstand R12 an die Anode der Gleichrichterröhre der Type CY 1 oder CY 2. Ein Kondensator C21 überbrückt die Gleichrichterstrecke und schließt sie für Hochfrequenz kurz, so daß durch die im Rhythmus für Netzfrequenz erfolgende Widerstandsänderung zwischen Netz und Empfangsschaltung keine Brummodulation auftreten kann. Die an der Kathode der Gleichrichterröhre erhaltene positive Gleichspannung wird durch eine Siebkette von der überlagerten Wechselspannung befreit. Die Siebkette besteht aus einem Doppelelektrolytkondensator von 2 x 50µF und einem Siebwiderstand R10. An Stelle dieses heute schwer erhältlichen Doppelelektrolytkondensators lassen sich selbstverständlich auch zwei einzelne Elektrolytkondensatoren mit kleiner Kapazität von 25 oder 32 µF verwenden. Wird dabei die Widerstandssiebung mit dem angegebenen Widerstandswert beibehalten, so reicht möglicherweise die Siebwirkung nicht aus. Ein größerer Widerstand würde die Anodenspannung zu sehr herabsetzen und man muß dann an Stelle des Siebwiderstandes eine Siebdrossel einbauen. Die zweite Netzleitung ist mit dem negativen Pol der beiden Elektrolytkondensatoren verbunden, an die auch die Rückleitung des Potentiometers im Gitterkreis der Endröhre angeschlossen ist. Die Kathode der Endröhre liegt an der gemeinsamen Bezugsleitung und zwischen dieser und dem negativen Pol ist der Widerstand R11 für die Gewinnung der Gittervorspannung der Endröhre eingeschaltet. Er ist durch einen Niedervoltelektrolytkondensator C19 mit 100 µF überbrückt. Damit die Gittervorspannung der Endröhre nicht kurzgeschlossen wird, sind also die Elektrolytkondensatoren isoliert vom Chassis aufzubauen.
Die Heizfäden der drei Röhren liegen in Serie, und zwar ist das eine Heizfadenende der brummempfindlichsten Röhre, des Audions, an die negative Leitung angeschlossen. Auf diese folgt die Endröhre, dann die Gleichrichterröhre und von da schließt sich der Heizkreis über den Vorschaltwiderstand R13 und ein Skalenlämpchen, das gleichzeitig als Sicherung dient und außer vom Heizstrom auch vom Anodenstrom durchflossen wird, zum zweiten Netzpol. Für den Anschluß an 110 V ist eine Anzapfung am Widerstand vorgesehen, so daß ein Teil des Widerstandes kurzgeschlossen werden kann.
Damit
starke Lokalsender nicht bei Fernempfang durchschlagen, ist in das Gerät
eine Doppelwellenfalle eingebaut, die die gleichzeitige Ausschaltung
von zwei störenden Sendern gestattet. Diese Wellenfalle enthält zwei
Schwingungskreise mit je einer Eisenkernspule und einem Festkondensator. Die
Abstimmung der Kreise erfolgt durch Verdrehen der Schraubkerne. Der eine Kreis
deckt einen Wellenbereich von etwa 200 bis 350 m, der zweite einen Wellenbereich
von 350 bis 600 m, so daß die Abstimmung je eines Senders im oberen und
eines im unteren Teil des Rundfunkbereiches möglich ist.
Wie schon eingangs erwähnt, ist das für den Aufbau dieses Senders
entworfene Chassis im Handel erhältlich. Es hat die Abmessungen 195 x 145
mm bei 50 mm Höhe.
Die Aufstellung der Einzelteile zeigen die beigegebenen Abbildungen. Genaue Angaben darüber sowie über die Leitungsführung gibt der beim Verlag erhältliche Bauplan in Originalgröße. Dadurch, daß die Spulengruppe mit dem Wellenschalter zu einer Einheit zusammengebaut ist und Chassis und Skala für diesen Empfänger passend entworfen wurden, ist der Zusammenbau auch dem weniger geübten Amateur ohne besondere Erfahrung und Hilfsmittel möglich. Für den Anschluß der Antenne und Erde dient eine Buchsenleiste mit sechs Buchsen, die in einem rückwärtigen Ausschnitt des Chassis befestigt ist. Im fertigen Gerät ist durch eine passende Rückwand das Chassis so abgedeckt, daß es nicht mit dem Antennen- oder Erdstecker berührt werden kann. Da die Wellenfalle nur voll wirksam ist, wenn sie in Serie mit der niederinduktiven Antennenspule geschaltet wird, so ist sie fest an den Antennenanschluß A2 angelegt. Soll die Wellenfalle eingeschaltet werden, so steckt man die Antenne an die auf der Wellenfalle vorgesehene Buchse.
Zum Einbau wird das fertige Chassis mit Skala von rückwärts in das Empfängergehäuse eingeschoben. Die Achse des Rückkopplungskondensators wird dabei in der Regel verlängert werden müssen, damit alle Achsen weit genug aus dem Empfänger heraustreten. Der Ausgangstransformator ist für Lautsprecher mit 2,5 Ohm Schwingspulenwiderstand bestimmt. Mit Rücksicht auf eine Ausnutzung der hohen Ausgangsleistung und Klanggüte des Empfängers soll ein guter Lautsprecher mit nicht zu kleinem Durchmesser benützt werden. Das Potentiometer ist auf der Seitenwand zu montieren und mit beweglichen Leitungen mit der Schaltung zu verbinden. Soweit für die Widerstände und Kondensatoren keine geeigneten Stützpunkte an den Lötflügeln der Röhrenfassungen und Buchsen vorhanden sind, empfiehlt es sich, für diese eine Isolierleiste mit Lötflügeln vorzusehen, an der sie stabil befestigt werden können. Eine Abschirmung der Leitungen erübrigt sich, abgeschirmt braucht nur das Gitter der Audionröhre sowie der Gitterkondensator und der Ableitwiderstand zu werden. Diese beiden Einzelteile sind in einer Gitterkappe untergebracht. Die Leitung von der Gitterkappe braucht und soll nicht abgeschirmt werden, weil sonst die Anfangskapazität und die Verluste des Schwingungskreises so stark erhöht werden, daß dadurch der Kurzwellenempfang sowie die Einhaltung der Skaleneichung in Frage gestellt werden kann.
Radiotechnik 8/9 - 1947 / Seite 443
Neues
aus Industrie und Handel
Die Radioausstellung
auf der Wiener Herbstmesse 1947
.........Die Firma Ing. F. Zehetner zeigte Bauteile für den Amateur sowie Empfängerbaukästen für Einkreisempfänger. Der abgebildete "Z-Skalentrieb" mit Dreifarbenflutlichtvollsichtskala enthält Skalen und Stationsnamen des Mittel- und Kurzwellenbereiches. Der Skalenantrieb ist insbesondere für die Kombination mit dem "Z-Zweispulenaggregat" (Radiotechnik 6/7, 1947, S. 365) geeignet.
Unter Verwendung dieser Skala und der Z-Zweispulengruppe liefert die Firma einen kompletten Baukasten für einen hochwertigen und formschönen Einkreisempfänger unter dem Namen "Boccaccio". Die Zusammenstellung enthält außer dem gesamten Kleinmaterial für einen Allstromempfänger für die Röhren CF 7 und CL 4 (Gleichrichter CY 1) eine polierte Edelholzkassette, die bereits erwähnte Flutlichtskala nebst Abstimmaggregat, ein Metallchassis und einen dynamischen Lautsprecher mit Ausgangstransformator. Zur Ausschaltung störender Sender wird der Zusammenstellung eine Doppelwellenfalle beigegeben, die aus zwei Eisenkernspulen mit Induktivitätsabstimmung und festen Abstimmkapazitäten besteht. Die Abstimmbereiche beider Kreise umfassen den gesamten Mittelwellenbereich, so daß mit ihrer Hilfe je ein Sender im unteren Teil und je einer im oberen Teil des Rundfunkbereiches ausgesiebt werden kann. Wir werden noch Gelegenheit haben, dieses Gerät und seinen Aufbau genauer zu besprechen.
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